Sonntag, Juni 15, 2008

Ringier, de Weck und Zensur

In der SonntagsZeitung vom 14. Juni 08 wehrt sich SRG-Chef Walpen gegen die Zensur der UEFA, die nur ihr genehme Bilder der EM 08 ausstrahlen lässt.

Wir begrüssen diese Kritik Walpens. Und ergänzen sie mit einer eigenen erstaunlichen Beobachtung.

Auf jedem Bild von Verleger Michael Ringier fällt auf, dass er an einer entstellenden Erkrankung seines linken Auges leidet.

Gleichzeitig fällt auf, dass ebenfalls praktisch jedes Bild von Michael Ringier diese auffällige Veränderung des Gesichtes, so gut es geht, versteckt. Wo sonst Personen von öffentlichem Interesse durchaus auch einmal unvorteilhaft abgebildet werden, gibt es von Ringier praktisch keine Aufnahme, die das wahre Ausmass seiner Behinderung offenlegt, geschweige denn übertrieben in Szene setzte.

Nun ist Michael Ringier und seiner Familie dies einerseits zu gönnen, denn jedem steht das Recht auf Privatsphäre zu.

Andererseits fragen wir uns, wie es dazu kommt, dass ausgerechnet dem Verleger von Boulevardmedien, die immer mal wieder die Schwächen einzelner Personen auf beschämendste Art und Weise öffentlich in Wort und Bild darstellen, wie ausgerechnet diesem Verleger eine solche Schonung zukommt?

Wo findet hier die Zensur statt? Und Weshalb? Könnte es sein, dass die Schweiz so klein ist, dass es kein Medienschaffender wagen darf, dieses offensichtliche Tabu zu brechen? Nicht einmal in der Form einer einfühlsamen Reportage?

Vergleichbares lässt sich zur Behinderung des Publizisten Roger de Weck sagen. Auch wenn in seinem Fall das Tabu nur auf das Wort beschränkt ist. De Weck ist ja praktisch auf jedem Bild mit einem irritierend ausgeprägten Schielen zu sehen, und gelegentlich erhält man sogar den Eindruck einer gewissen Koketterie seiner Pose. Umso erstaunlicher ist, dass man nie ein klärendes Wort dazu liest. Es würde doch unzählige Leute interessieren, einmal von ihm zu hören, ob er z.B. problemlos lesen kann. Oder ob er mit einem Auge besser sieht als mit dem anderen.

Es gäbe noch andere Beispiele, so wurde z.B. Erich Gysling eine Zeit lang am Fernsehen konsequent so gesetzt, dass eine Verletzung, die er sich an einer Schläfe zugezogen hatte, kaum einmal zu sehen war.

Wir ritzen die Grenze der politischen Korrektheit, dessen sind wir uns bewusst. Und dennoch muss es doch erlaubt sein, seiner Neugierde in dieser Angelegenheit Ausdruck zu verleihen - und es erstaunt, dass nie ein Medium diese Themen aufgreift; auch nicht Herr Walpen. In unserer ach so freien Gesellschaft.

Oder ist diese gar nicht so frei, wie man meinen sollte...?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es wäre noch Bruno Stanek nachzutragen, dessen Verletzung in TV-Sendungen nie zu sehen war.