Donnerstag, Mai 12, 2005

Analphabetismus

Es geistert durch die Medien: eine weitere Studie die "objektiv" festhält, wer wie gut lesen und rechnen kann.

Dazu drei Gedanken: Erstens einmal ist es schon erstaunlich, wie kritiklos zahlreiche seriöse Medien die Ergebnisse dieser Studien kolportieren. Gibt es denn in diesen Redaktionen niemanden, der weiss, auf wie vielen wackeligen Beinen solche Untersuchungen stehen? Haben die keine wissenschaftlich gebildeten Leute in ihren Schreibstuben? Ich denke da vor allem an die Landesvergleiche, bei denen der stossende Unsinn am offensichtlichsten ist. Die Durchschnittsbevölkerung der Bermudas oder von Kanada sollen besser lesen können als die Schweizer? Ha ha, jeder der einmal eine Reise gemacht hat, weiss, was daran stimmt und was nicht.

Zweitens: Es gruselt einem, wenn man die Politikerkommentare hört. Offensichtlich ist auch bei ihnen bezüglich Umgang mit wissenschaftlichen Studien von einer gewissen 'Leseschwäche' auszugehen.

Drittens: Wenn tatsächlich 20% der erwachsenen Bevölkerung nicht in der Lage sind, einfache Texte zu lesen, gibt es dann bald ein Gerichtsurteil, das einen bloss schriftlichen Vertragsabschluss für null und nichtig erklärt, sofern nicht nachgewiesen werden kann, dass der Vertrag vorgelesen wurde?

Stellen Sie sich bsp.weise den Verkauf von Mobiltelephonen vor. Man könnte argumentieren, dass heutzutage hinlänglich bekannt sei, dass ein Teil der Leute die ihnen vorgelegten Verträge nicht verständen. Nun gut, vielleicht gilt der Einwand: wer nicht lesen kann, muss verlangen, dass ihm alles vorgelesen wird, sonst ist er selber Schuld. Was aber, wenn das Verkaufspersonal auch nicht lesen kann...?

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