Mittwoch, Februar 16, 2005

Meschenwürde

Bei ethisch-moralischen Fragen wird heutzutage früher oder später der Begriff der Menschenwürde ins Spiel gebracht. Die Menschenwürde sei zu respektieren, heisst es jeweils. Die Menschenwürde sei unantastbar. Seltsamerweise führt jedoch nie ein Autor aus, was er darunter versteht. Als ob es sich bei diesem Begriff um einen absoluten Wert handelte, der keiner näheren Begründung bedürfte, um eine Forderung, die niemand bestritte.

Dies ist leider jedoch nur bei einer oberflächlichen Betrachtung der Fall. Bei genauem Hinsehen zeigt sich der ganze argumentative Notstand einer säkularen Gesellschaft. Denn: was ist das eigentlich, die Menschenwürde? Täglich bekommen wir in der Tagesschau bestätigt, dass diesbezüglich weltweit eine grosse Begriffsverwirrung herrscht. Und die Theoretiker der Postmoderne bekräftigen: es gibt keine absolute Wahrheit.

Ohne die definierende Kraft einer religiösen Ordnung bleibt der Begriff der Menschenwürde eine Phrase. Denn: ohne Religion im weitesten Sinne keine Moral. Ohne Religion keine Ethik. Die Würde des Menschen lässt sich nicht aus sich selbst heraus definieren, sondern sie benötigt ein System an Werten, auf das sie sich bezieht. Würdig und wertvoll wird der Mensch durch die Sicht von aussen. Genau wie Gold als solches wertlos ist, erst im Kontext einer Konvention erhält es seinen Wert.

Wer von Menschenwürde spricht, sollte daher stets bezeichnen, auf welche Tradition er letztlich zurückgreift. Auf die des Islams, oder des Judentums, oder des Christentums. Oder eine andere, aber dann wüssten wir bitte gerne, auf welche? Ob überhaupt auf irgend etwas zurückgegriffen wird? Oder kommt da bloss ein: Nichts?

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