Samstag, Juli 11, 2009

Atomakten Tinner: Erpressungsangst

Wieso will der Bundesrat diese Tinner-Atomakten mit solcher Vehemenz vernichten lassen? Er hat es ja trotz gegenlautender Behauptungen auch beim ersten Mal nicht wirklich getan.

Wir haben hier ja schon einmal darauf hingewiesen, dass die Vorstellung, ein Staat würde solche Akten tatsächlich zerstören, etwas Lächerliches an sich hat. Denn: solche Akten zerstört man nicht. Ein Staat gibt damit den einmaligen Zugriff auf eine der potentesten bekannten Waffen aus der Hand - so etwas tun nur Idealisten, aber keine Politiker. Deswegen haben wir schon früher den Verdacht geäussert, dass in der Schweiz noch Kopien dieser Pläne vorhanden sein müssen; dass diese dann tatsächlich auf einmal in einem Keller der Bundesverwaltung aufgetaucht sind, war natürlich auf die geschehene plumpe Art und Weise nicht so rasch zu erwarten.

Und trotzdem insistiert der Bundesrat auf der erneuten Vernichtung. Der wahrscheinlichste Grund scheint uns nicht in irgendwelchen Forderungen der IAEA oder der Atommächte oder in einer Abmachung mit dem amerikanischen Geheimdienst CIA zu liegen, sondern am Wahrscheinlichsten ist wohl die Angst, als Besitzer solcher Unterlagen erpressbar zu sein.

Die Schweiz hat es bisher nie auf das Zielradar des internationalen Terrorismus oder von Schurkenstaaten geschafft. Im Besitz von Unterlagen zur Herstellung von Atomwaffen, könnte sich dies jedoch rasch ändern. Wir denken da insbesondere auch an Konflikte wie z.B. mit Libyen, das nach wie vor Schweizer Bürger aus der Botschaft in Tripolis nicht ausreisen lässt. Es kann schnell gehen, und auf einmal ist man im Fadenkreuz von zu jeder Schandtat bereiten Spinnern.

Dies erklärte auch die unglückliche Kommunkation. Alle spüren ja, dass der Bundesrat nicht über die wahren Motive der Aktenvernichtung informiert. Er kann es auch nicht, denn er kann ja nicht laut rufen: Hallo, alle mal herhören, wir sind dann übrigens erpressbar.

Eine öffentlich zelebrierte Zerstörung ist daher im Sinne der Staatsräson - im Wissen, dass natürlich auch beim zweiten Mal die Unterlagen nicht 'wirklich' verschwinden werden, denn: das glaubt ja im Ernst wohl keiner.

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