Dienstag, April 12, 2005

Junk Bond Nestlé?

Der CEO von Nestlé, Peter Brabeck, droht seinen Aktionären offensichtlich mit Rücktritt für den Fall, dass sie ihn nicht nach seinen Vorstellungen auch als Vorsitzenden des Verwaltungsrates bestätigen. Das ist ein Affront, denn es findet hier eine Umkehrung der Verhältnisse statt. Rechtmässiger Besitzer von Nestlé und damit befugt, die Bedingungen zu diktieren, ist nicht Brabeck, sondern sind die Aktionäre.

Nun, wie kommt Herr Brabeck zu seiner Auffassung? Es lassen sich verschiedene Spekulationen anstellen:

Herr Brabeck geht davon aus, dass er aus Sicht der Aktionäre zur Zeit unersetzbar ist. Ist das auch seine Sicht? Heisst das, dass er keinen Nachfolger aufgebaut hat? Hat er tatsächlich diesen bei unreflektiertem Ausleben des Machtinstinktes häufigen Fehler begangen?

Was denkt Herr Brabeck über seine Aktionäre? Allzu viel ‚Leadership’ scheint er ihnen nicht zuzutrauen. Kann man mit Pensionskassen umspringen wie man will? Es zeigt sich je länger desto mehr: die erzwungene Anhäufung von Geld, das irgendwelche Angestellte nach ihrem Gutdünken anzulegen und zu mehren suchen, ist ein Unding. Vermögenswerte gehören in die Hände ihrer Besitzer, nicht in die Hände von Verwaltern, sonst droht Verlust.

Welche Rolle spielt der jetzige Verwaltungsratspräsident, Rainer Gut? Er muss einverstanden sein mit dem Vorgehen Brabecks. Hat er es ihm gar nahegelegt? Verbleibt so Gut auch im Ruhestand ein Teil seines Einflusses? Welches Motiv bewegt ihn? Steht Brabeck unter Druck? Gibt es etwas zu verbergen? Soll ein ‚neuer Besen’ und eine dann mögliche ‚Frühlingsputzete’ verhindert werden?

Druckversuche wie diese sollten uns inzwischen hellhörig machen!

Auch das Undenkbare muss gedacht werden, wie uns der Blick auf die jüngste Schweizer Wirtschaftsgeschichte lehrt.

Empfehlung: den Jahresabschluss und da insbesondere allfällige Veränderungen der Konzernstruktur von Nestlé genau unter die Lupe nehmen.