Samstag, Juli 15, 2006

Gaza - Libanon - Iran

Israel führt Krieg, halbherzig gegen die Hamas, die Regierungspartei in Gaza und richtig gegen den im Süden Libanons sitzenden Hizbollah, der mit seiner Regierung Katz und Maus spielt.

Es wäre zu hoffen, dass der Iran gut zuschaut, die richtigen Schlüsse zieht und seine israelfeindliche Rhetorik grundsätzlich anpasst.

Da dies jedoch in Anbetracht der Politik der letzten 50 Jahre der Staaten im Nahen Osten kaum von alleine der Fall sein wird, ist mit einem militärischen Vorgehen Israels auch gegen den Iran zu rechnen. Wie hier schon früher ausgeführt, ist dies eine blosse Frage der Zeit. Es fehlt nur noch der passende Anlass, wenn er nicht schon da ist.

Den Europäern bleibt zu raten, sich möglichst rasch mit den USA, Russland und China auf ein gemeinsames Vorgehen zu einigen, sonst werden wir bald Benzinpreise erleben, die alles bisherige in den Schatten stellen.

Israel ist momentan wahrscheinlich beratungsresistent. Dort scheinen die Militärs seit einiger Zeit das Steuer wieder übernommen zu haben. Die USA werden den Druck auf Syrien massiv erhöhen. Aegypten, Saudi-Arabien und Libyen werden dabei sekundieren.

Möglicherweise ist das ganze jetzt schon ein Stellvertreterkrieg zwischen Israel und Iran.

Mittwoch, Juli 12, 2006

Freiheit

Fussball-WM Final 2006: Zinedine Zidane, ein Spieler Frankreichs, rammt im Affekt kurz vor Spielende vor dem fassungslosen Publikum seinen Schädel in die Brust von Materazzi, einem Italiener.

Im Stadion befinden sich Bill Clinton und zahlreiche höchste Vertreter europäischer Regierungen. Milliarden schauen am TV zu.

Viele fragen sich nun, was der eine wohl da dem anderen gesagt hat, dass dieser so die Fassung verliert und von Zizou zu Z wird, Z wie Zorro, der Rächer.

Faszinierend, dass es offensichtlich auch unter den Augen der ganzen Welt und der westlichen Geheimdienste möglich ist, ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen zu führen.

Ist nun ZZ hilfloser Exekutor einer primitiven Regung, gefangen in überholten Vorstellungen von Ehre und Rache - oder sind wir Zeugen eines symbolischen Momentes geworden?

Niemand da, der die beiden hindern könnte: ein privates Gespräch, ein autonomer Entscheid - Freiheit! (mit allen Konsequenzen)

Freitag, Mai 12, 2006

Al Baradei - IAEA - Iran

Der Leiter der IAEA, der International Atomic Energy Agency, gibt sich am 12.5.06 optimistisch hinsichtlich der weiteren Entwicklung im Iran.

Es ist unglaublich, wie sich gewisse Leute einseifen lassen. In viel dickeren Lettern kann man "naiv" nicht mehr auf eine Stirne schreiben.

Dienstag, Mai 09, 2006

Atommacht Iran

Der Iran spielt nach 'bewährter' nahöstlicher Art und Weise auf der Klaviatur der internationalen Wahrnehmung Katz und Maus. Dabei sind zwei Dinge klar: 1. Iran strebt den Status einer Atommacht an und hat nicht das geringste Interesse an einem Kompromiss in dieser Frage. Was da in regelmässigen Abständen an angekündigten Konzessionen und Briefen und Beinahverhandlungserfolgen durch die Medien geistert, ist ein Witz. 2. Israel wird das nie tolerieren, weil es sonst bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zum letzten Holocaust (Brandopfer) kommt.

Was heisst das für die weitere Entwicklung?

Solange der jetzige Präsident an der Macht ist, nützt Diplomatie ohne militärische Gewalt: Nichts. Wer etwas anderes glaubt, hat in den letzten 20 Jahren nicht richtig hingeschaut im Nahen Osten. Auch Sanktionen, die früher oder später wohl zu erwarten sind, bringen ohne militärische Gewalt: Nichts. Leider!

Es bieten sich drei Optionen aus dem Vokabular der Gewalt an: 1. Ein westlicher Geheimdienst liquidiert Ahmadinejad. 2. Amerikanische Bombardierungen von Zielen im Iran. 3. Eine - aufgrund der Geographie des Landes zwar schwierige aber doch mögliche (siehe Afghanistan) - Invasion.

Sie denken, das sind Hirngespinste?! Wir sagen: Optionen 1 oder 2 sind bloss eine Frage der Zeit. Die USA werden doch nicht den Irak wegen vermeintlicher Massenvernichtungswaffen angreifen und dann solche im Iran zulassen, ihrem Erzfeind, der Israel explizit in Frage stellt.

Donnerstag, Mai 04, 2006

Religion Fussball

Champions League, Meisterschaft, EM, WM. Ihnen gemeinsam ist: ihre Funktion als Reinkarnationsmodell.

Die Nähe zu (christlichen) religiösen Symbolen ist frappant: es geht um das Gute und Böse (Heimteam vs. Gegner), hohe und höchste Feiertage (Final), regelmässige Versammlungen der Gemeinde (Masse im Stadion), Anbetung (Welle), Liturgie (Aufmarsch der Spieler), Jünger (Fans), ein öffentliches Bekenntnis (Tragen von Clubfarben), sakrale Musik (Hymnen), Speisungswunder (Bier, Bratwurst), um Opfer (Gesundheit), Schuld und Strafe (Foul, Rote Karte), Priester und Schriftgelehrte (Spieler, Trainer), ein unfehlbares Gericht (Schiedsrichter), einen Kelch (Pokal), etc.

Alt-Bundesrat Adolf Ogi meint folgerichtig: Sport stiftet gegenseitiges Verständnis und trägt zum Frieden der Völker bei. Eine Aufgabe wahrer Religion.

Im Gegensatz zur biblischen Sicht der Dinge beginnt die Champions League jede Saison neu: das ist Reinkarnation. 'Eine hab' ich noch', eine nächste Chance. Wer im letzten Leben unten war, kommt jetzt vielleicht ganz nach oben.

Gibt es auch für das Konzept der Gnade eine Entsprechung im Fussball? Z.B. den Ball ins Aus Spielen wenn ein Gegner am Boden liegt? Matthäus 5,44: "Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen." - Wir warten gespannt auf die WM.

Montag, Mai 01, 2006

Politik: Links oder Rechts?

Die entscheidende politische Richtungsfrage ist nicht links oder rechts, konservativ oder progressiv.

Im Zentrum der Auseinandersetzung steht die Frage: Entscheiden wir uns im Zweifelsfall zugunsten des Kollektivs oder des Individuums? Was zählt mehr, das Recht des Einzelnen oder das der Gruppe?!

Dieser Gegensatz lässt die unterschiedlichen Positionen von Politikern verschiedener Parteien viel besser vorhersagen als das Links-Rechts-Schema.

Sonntag, April 30, 2006

Karikaturen von Mohammed

Durch die Publikation von Karikaturen von Mohammed und Allah durch eine dänische Zeitung Ende 2005 fühlten sich weite Kreise im Islam in ihren religiösen Gefühlen verletzt und es kam Ende 2005 und Anfang 2006 zu zahlreichen z.T. gewaltsamen Demonstrationen gegen den Westen in verschiedensten Städten der islamischen Welt. Dänische Botschaften wurden angegriffen und Morddrohungen gegen westliche Autoren ausgestossen.

In den europäischen Printmedien wurde darauf intensiv diskutiert, ob diese Karikaturen aus Solidarität nachgedruckt werden sollten. Wenige taten es, die meisten entschieden sich gegen eine Publikation. Interessant war in der Folge, zu sehen, wie schwer sich die Redaktionen taten, ihren Entscheid zu rechtfertigen.

Die Begründung lautete oft: wir sind zwar für die freie Meinungsäusserung, gerade auch in religiösen Fragen, doch wir wollen die religiösen Gefühle der islamischen Gläubigen nicht weiter verletzen, zumal es sich bei den Karikaturen mehrheitlich um, von einem rein handwerklich gesehenen Standpunkt, qualitativ schlechte Werke handelte.

Hier wurde eine (intuitiv?) richtige Entscheidung mangelhaft, ablenkend oder unzutreffend begründet. Die korrekte Erklärung müsste doch so lauten: Unmittelbar nach der Erstpublikation der Karikaturen gab es, bei vorhandenem Publikumsinteresse, keinen, aber auch gar keinen Grund, diese nicht nachzudrucken, jedenfalls soweit man dem sonst vorherrschenden Selbstverständnis der Medien insbesondere deren Verständnis von Pressefreiheit folgt. Nachdem jedoch der Konflikt wie bekannt eskaliert war, hätte jeder Nachdruck sich in den Dienst der Agitatoren gestellt, die diese Karikaturen instrumentalisiert hatten. Offensichtlich hätte man islamistischen Scharfmachern in die Hände gespielt. Mit religiösen Gefühlen hat dies nur am Rande zu tun, nämlich insofern diese missbraucht wurden, um politische Interessen zu verwirklichen.

Der eigentliche Grund, der gegen einen Nachruck sprach (und eine Zeitlang noch sprechen wird), war die damit einhergehende Instrumentalisierung durch politisch-religiöse Aktivisten, die es zu vermeiden galt.

Dies ist ein gutes Beispiel für die kontextgebundene Funktion von Wahrheit. Es gibt Momente, in denen die Wahrheit gesagt werden muss - und andere, in denen sie gerade nicht gesagt werden darf!

Vielleicht ist dieser Grund in dieser Deutlichkeit nirgends erwähnt worden, weil es naheliegend wäre, die Frage der Instrumentalisierung auch auf andere Gebiete anzuwenden. Würden z.B. nicht weniger Entführungen stattfinden, wenn der Westen die Berichterstattung darüber konsequent einschränkte?

Mittwoch, April 12, 2006

Berlusconi oder Prodi?

Die Wahlen in Italien scheinen denkbar knapp ausgegangen zu sein, mit einer Differenz von 25'000 Stimmen. Eine Nachzählung von 80'000 vorerst für ungültig erklärten Stimmen wird vorgenommen. Das erinnert uns an die Wahlen in den USA, wo G.W. Bush schliesslich durch die Gerichte zum Wahlsieger über Al Gore ernannt werden musste.

Eigentlich doch erstaunlich, bei so vielen Millionen Wählenden am Schluss einen Unterschied von bloss wenigen Tausenden von Stimmen vorzufinden! Wie sind diese knappen Ergebnisse zu interpretieren?

Könnte es sein, dass in dem Masse, wie Wahlen mit einem Ergebnis von 98 oder 99% für einen Kandidaten im Allgemeinen als Ausdruck einer Wahlfälschung verstanden werden, andersherum Wahlen mit einem Resultat von 50 zu 50% Ausdruck einer blossen statistischen Streuung, von Beliebigkeit sind? Das würde heissen, die Wähler haben zufällig den einen oder den anderen Namen angekreuzt. Es ist ihnen grundsätzlich egal wer gewählt wird

Ist eine solche Indifferenz möglich? Weshalb wohl? Geht es den Leuten zu gut? Ist es unmöglich geworden, die Politiker oder ihre Programme voneinander zu unterscheiden? Bieten die Werbebotschaften und Wahlkampfauftritte nur noch den Boden für ein beliebiges Nicken?

Mittwoch, März 15, 2006

Der Flughafen als Konsumtempel

Der Flughafen als Konsumtempel, und Zuerich Kloten habe seine Hausaufgaben gemacht? (Artikel im Tagesanzeiger vom 15.3.2006) Dass ich nicht lache!

Einkaufen? Wer will dort einkaufen gehen? Wer will schon kilometerlange Umwege über Schicki-Micki-Marmor, überteuerten 'Duty-free'-Ramsch und gähnend leere Transithallen? Günstig und pünktlich Fliegen will der Kunde!

Es ist total bemühend, wie weltweit die Flughafentaxen ins Unermessliche steigen. Muss ich bei einem Flug ab Zürich einmal umsteigen in Europa, z.B. London, Paris oder Amsterdam, so kostet ein günstiger USA-Flug momentan 350.- plus nochmals 300.- Taxen dazu, das ist doch frech!

Mich würde interessieren, wie gross die Verluste der Airlines und Flughafenbetreiber sind, die auf die unglaublich hohen Umsteigegebühren zurückzuführen sind. Und wer diese unsinnigen Strategien entwickelt hat und wie lange es noch dauert, bis die Strategen Einsicht haben.

A.T. Kearney heisst diese Beratungsfirma? Ich würde denen keinen Rappen zahlen, in 10 Jahren gibt's die nicht mehr. Eine vernünftige Strategie umfasste doch folgende Dinge: Pünktlichkeit! Pünktlichkeit! Pünktlichkeit! Möglichst viele Verbindungen. Möglichst viele Billiglinien, z.B. Easy Jet in Zürich! Kurze Umsteigewege und -zeiten. Rascher Check-In, auch noch kurz vor Abflug. Keine Warteschlangen vor Sicherheitskontrollen und Schluss mit Schuhe ausziehen und im Handgepäck rumwühlen und so, man muss sich da doch mal was einfallen lassen. Verständliche Informationen. Problemloses Buchen sämtlicher Flüge per Internet. Günstige Langzeitparkplätze. Gute Anbindung an öffentlichen Verkehr. Und: Ausgesucht freundliches und kompetentes Personal (in Zürich noch das beste von dieser Liste, zusammen mit Anbindung an OeV). - Aber doch nicht so eine läppische Konsumstrategie!

Aber am Ende der Geschichte steht ja dann leider nicht der Konkurs als gerechte Strafe sondern die Deckungsgarantie durch den Staat und die Steuerzahler! Und ein paar Berater haben sich wieder eine goldene Nase verdient.

Samstag, Januar 14, 2006

50'000 Tote in Haiti?

Nur 24h nach den üblichen läppisch hohen ersten Opferzahlen der versammelten Medienmeute spricht das Rote Kreuz von 50'000 möglichen Toten. Nicht von 100'000.

Wir haben's hier ja gesagt. Für so etwas braucht es nicht viel Hirn. Die Zahl wird aller Erfahrung nach noch weiter sinken.

Anstatt wie der stellvertretende Leiter des Blick am Abend in seiner Printausgabe dümmlich auf der Einsatzleitung der DEZA (Toni Frisch) herumzuhacken, wieso die Schweizer "als einzige" noch kein Hilfslieferung geschickt hätten, würde man gescheiter ernsthaft die Hintergründe eines solchen Vorgehens ausleuchten; die online-Ausgabe heute 14.1. tut das da schon vernünftiger.

Ansonsten werden sich die die grossen Zeitungen weiter in die Bedeutungslosigkeit schreiben.

Freitag, Januar 13, 2006

100'000 Tote in Haiti?

Die Erfahrung mit Katastrophen in den letzten Jahren zeigt: solche Opferzahlen, geäussert in den ersten Stunden nach einem Ereignis (heute, 13.1.10, 24h nach dem Beben in Haiti), erweisen sich bei nüchterner Betrachtung in der Rückschau praktisch immer als zu hoch.

Es wäre die Aufgabe unserer Medien, hier nicht den Stimmen zu folgen, die am lautesten schreien, sondern, so gut das bei einer Katastrophe geht, von Anfang an einen distanzierten und sachbezogenen Standpunkt einzunehmen.

Bei allem Unglück eines solchen Erdbebens, und unter Ausdruck unseres Mitgefühls für die Opfer, wir wagen es, hier die Interessen einer an sachlicher Information vital interessierten Leserschaft zu vertreten: die Opferzahl wird sicher unter 100'000 liegen.

Die Bekanntgabe von sich überbietenden Opferzahlen nützt nämlich den Opfern keineswegs. Sondern sie stumpfen die mit Katastrophenmeldungen gesättigten potentiellen Helfer im Ausland gegen wahre Not ab und schaden letztlich den Hilflosen dieser Erde. Eine Verantwortung, die die Medien sicher wie üblich wortreich abzuwehren wissen - dennoch wird sie von ihnen getragen, und oft nicht wahrgenommen.

Readyourlips.